Der Tag beginnt mal wieder mit Routine: Aufstehen, frühstücken, packen und losfahren. Heutiges Ziel: Saint-Louis, Senegal.
Die Straße bis zum Damm von Diama ist eher schlecht, zumindest im Verhältnis zu dem, was wir bis dato erlebt haben. Es schüttelt uns ordentlich durch. Dafür wird langsam die Landschaft grüner und wir kommen bald an den Senegal Fluss. Dort sehen wir Warzenschweine, Babykrokodile und ganz viele Vögel.

Babykrokodil im Diawling Nationalpark
Am Ende des Parks müssen wir noch zahlen. 10€, mal wieder stattlich, aber mit Eintrittskarte. Der Kassierer erzählt uns, dass kurz vor uns auch andere Deutsche durchgefahren seien und er Deutschland ja so cool findet, weil die GIZ ja mit ihnen arbeitet. Gut zu wissen, wir verabschieden uns und fahren weiter.
Die Ausreise aus Mauretanien verläuft problemlos. Die Einreise in den Senegal gestaltet sich hingegen schwieriger: der Einreisestempel ist schnell geholt, dann geht es um den Zoll. Er fragt nach dem carnet de passage, weil unser Auto älter als 8 Jahre ist. Dieses haben wir aber nicht, denn laut Internet geht es auch ohne. Daraufhin bietet uns der nette Zöllner zwei Optionen an: entweder wir werden direkt zur nächsten Grenze, also nach Gambia, eskortiert, kostet ca. 250€, oder wir zahlen einem Typen 250€, der erledigt das für uns. Der Gruppe neben uns geht es ähnlich. Die sind eine gemischte Gruppe (2 Deutsche und 3 Slowenen), später finden wir heraus, dass es auch dem Franzosen, der sein Auto nach Mali bringen möchte, so geht. Wir versuchen den Zöllner auf jede mögliche Art und Weise zu überreden und zu feilschen, aber es ist nichts zu machen. Nach 2h hin und her, entscheiden wir uns alle, den Typen zu bezahlen. Der Zollbeamte schickt unsere Papiere als Foto per WhatsApp und dann heißt es warten – Stunden. Wir unterhalten uns nett mit der anderen Gruppe, trinken Kaffee, alles genau beobachtet von lauter Kindern, die ständig nach cadeaux fragen.
Gegen 19.30 Uhr (es ist schon dunkel) erscheint der mysteriöse Mann dann endlich. Wir dürfen 7 Tage im Land bleiben, können aber immer wieder einreisen ohne noch mal zu bezahlen – wir sollen ihn vorher anrufen, er regelt das dann. Hoffen wir es mal. Wir bekommen von ihm einen Wisch, wo sein Name drauf steht, und dass er das Zollamt für uns bittet, die Passage zu gewähren. Außerdem gibt es einen zweiten Zettel, unterschrieben vom Zollamt in Saint Louis. Damit bekommen wir dann vom Zollbeamten den Passavant, den wir für die Weiterfahrt brauchen.
Endlich können wir fahren. Wir beschließen, gemeinsam mit der anderen Gruppe eine Unterkunft in St Louis zu suchen und danach essen zu gehen.
Die Straße nach Saint Louis ist zum Glück sehr gut, also auch trotz Dunkelheit gut zu fahren. Wir checken im Sunu Ekur ein. Ein paar Straßen weiter gibt es ein gutes Restaurant, dort essen wir alle plat du jour, bestehend aus Kapitänsfisch, und trinken ein Bier dazu. Bevor wir ins Bett gehen gönnen wir uns noch einen Cocktail mit den anderen zwei Deutschen, Ronny und Martina, auf der Dachterrasse.
Da wir uns Saint Louis noch bei Tag anschauen wollen, planen wir eine weitere Nacht zu bleiben. Leider spielt das Hotel bei unserem Plan nicht mit, da für die folgende Nacht ausgebucht ist. Wir packen zusammen, beladen das Auto, aber laufen erst mal durch die Stadt. Wir laufen zur Post, dann über die berühmte Brücke Pont Faidherbe zum alten Bahnhof, der heute nur noch ein Markt ist.

Alter Bahnhof von Saint – Louis
Dann zurück über die Brücke, und wir gönnen uns erst mal einen Drink im schönen Hotel de la Poste. Danach laufen wir weiter durch die Stadt über den Place Faidherbe Richtung Guet Nadar. Zwischen der Île St. Louis und Guet Nadar sind wieder zig Fischerboote geparkt.

Fischerboote am Strand von Saint – Louis
Wir laufen zurück zum Auto und fahren in unser neues Hotel am Strand. Das Ambiente ist top, es gibt einen Pool, das Zimmer ist schön, abgesehen von der Dusche, aber auch das ist nicht so schlimm. Wir gehen baden, überall sind Krebse. Der Strand ist sogar relativ sauber, was etwas überrascht, da ich noch nie so eine dreckige Stadt gesehen habe. Überall liegt Müll. Man kann teilweise kaum drum rum gehen, aber ich ahne schon, dass sich das so schnell nicht ändern wird. Danach gehen wir noch an den Pool und finden dort eine Riesenschildkröte! Sie dreht dort fröhlich ihre Runden.

Riesenschildkröte im Hotel
Nach dem Duschen gehen wir Abendessen im Restaurant. Auf dem weg dahin noch mehr und größere Krabben. Überall!
Wir essen lecker zu Abend und danach müssen wir aufpassen, dass wir ohne Krabbenbegleitung zurück in unser Zimmer kommen, da die Terrasse vor unserem Zimmer förmlich belagert wird.

Krabbe auf unserer Terrasse
Am nächsten Tag erledigen wir zuerst ein paar Besorgungen und frühstücken in einer Crêperie. Währenddessen wird ungewollt unser Auto geputzt, ist aber nicht ganz unnötig, wir schimpfen den Jungen erst, geben ihm dann aber doch was, da wir eh vorhatten, die Scheiben mal saubermachen zu lassen. Danach noch tanken und Warndreieck kaufen. Unseres hatten wir immer noch nicht gefunden, und angeblich ist sie Polizei hier ganz scharf drauf. An der Straße springe ich raus und der Typ sagt gleich, dass wir 2 brauchen würden. Da ich online auch schon davon gehört habe, kaufe ich ihm 2 ab. Dafür macht er einen guten Preis. Besser als der Laden am Tag zuvor für eins. Wir sind gespannt, wie oft wir kontrolliert werden…
Die Landschaft wird immer grüner. Wir sehen viele Baobabs, und fahren immer wieder durch Dörfer, in denen sich rechts und links lauter kleine Stände befinden, die Obst (eingeschweißt in Plastik, aber bei den Abgasen und dem Staub, die hier in der Luft liegen, auch irgendwie sinnvoll), Korbwaren, und vieles mehr verkaufen. Gerne sammeln sie sich an den zahlreichen, überdurchschnittlich hohen Straßenschwellen, denn da muss jeder abbremsen.
Langsam nähern wir uns Dakar. Und auf einmal gibt es eine Autobahn, mit Maut. Unfassbar! Das hatten wir seit Frankreich nicht mehr! Und dazu auch gar nicht mal so billig: Für die ca 30km zahlen wir umgerechnet 3 Euro. Dafür kommen wir verhältnismäßig gut voran, obwohl die Maut an drei verschiedenen Posten eingesammelt wird. Als wir dann von der Autobahn runter fahren und in den Stadtverkehr kommen geht es plötzlich kaum mehr voran. Hier ist einfach nur Stau. Und am Ende jedes Staus steht ein wild fuchtelnder Verkehrspolizist, der beliebig sein Pfeifferl einsetzt, um seinen Stau ja nicht aufzulösen. Für die letzten 3km brauchen wir eine halbe Stunde. Dazu kommt eine ordentliche Feinstaubbelastung.
Am Hotel, das wir anvisiert hatten angekommen, gibt es nur noch 1 Zimmer, das ist mal wieder für 4 Personen und kostet 45000CFA. Das nächste, das wir ansteuern kostet 59000 ohne Frühstück und das letzte 47000 auch ohne Frühstück. Alle drei sind das Geld nicht wert, wir fahren also doch wieder ins erste zurück, checken ein, baden und gehen am Abend essen. Wir laufen ein wenig durch die schlecht beleuchteten sandigen Hintergassen. Laut unserem Führer sind wir in einer der besten Gegenden unterwegs. Die Häuser sehen auch sehr wohnlich aus und es sind überall Wächter vor den Einfahrt. Einige der Gebäude sind Botschaften. Trotzdem ist es etwas dunkel. Das Restaurant, in das wir wollen, hat leider zu, daraufhin gehen wir ins Alkimia. Eher schick und preislich weiter oben angesiedelt. Wir essen beide Rindermedaillons mit Pommes. Wieder mal vorzüglich. Danach jeder eine Kugel Sorbet. Alles recht westlich, aber gut!
Am nächsten Morgen fahren wir zuerst zum Cap Almandie, dem westlichsten Punkt Afrikas.

(fast) der westlichste Punkt Afrikas
Danach fahren wir weiter Richtung Stadtzentrum, zuerst zum Leuchtturm. Dort gibt’s eine kleine Führung und wir dürfen ganz oben rauf. Eine kleine Birne kann Dank Spiegelung 53km weit leuchten. Erstaunlich. Oben wird es extrem warm, daher sind tagsüber Vorhänge zugezogen, sonst würde es sich auf Grund des vielen Glases zu stark erhitzen. Schöner Ausblick von oben, aber leider ist es aktuell sehr diesig, weil der Wind von der Sahara her weht und viel Sand mitbringt.

Leuchtturm von Dakar
Danach fahren wir zum Monument der afrikanischen Renaissance. Ca. 200 Stufen geht es hinauf, bevor wir das klimatisierte Museum im Fuße der 52m hohen Statue betreten. Das Denkmal wurde zwischen 2002 und 2010 von Nordkoreanern gebaut wurde und pünktlich zum 50. Jubiläum der Unabhängigkeit Senegals fertig wurde. Der Anblick rechtfertigt meiner Meinung nach durchaus die Kritik der Afrikaner als „zu stalinistisch“, aber das ist vermutlich Geschmackssache.

Monument de la Renaissance africaine

Blick von der Spitze das Monuments auf den Kopf der Frau und Dakar
Danach fahren wir zu einem Autoteilehändler. Zu finden auf Grund einer kleinen Tafel mit circa 30 Autohersteller Logos (und 3x nachfragen auf 20m Strecke) an der Ecke einer Sackgasse weg von einer kleinen, sandigen Nebenstraße. Dort sitzen 3 Männlein vor verhältnismäßig neuen PCs und arbeiten vor sich hin. Der eine nimmt die Daten gleich auf. Leider sind aber weder die Dieselpumpe noch die Bremssattel auf Lager. Er schickt uns kurz später per WhatsApp Preise und Lieferzeiten. Zudem nennt er uns eine gute Werkstatt, wo der Inhaber wohl auch ganz gut gebrauchte Teile herbekommt. Wir fahren dann gleich dort hin, und die Mechaniker meinen, wenn wir Glück haben kommen wir ohne eine neue Dieselpumpe aus. Wir fahren zuerst zum Motorwaschen, dann wird geprüft, wo es leckt. Nach 3 Stunden Schrauberei schaut es gut aus, zumindest tropft nichts mehr. Dazwischen bekommen wir zwei mal Tee auf senegalesische Art – Stamperlgläser halb voll mit aufgeschäumtem, zuckersüßem Tee. Wir hoffen mal, dass das Problem jetzt gelöst ist. 10.000 CFA für ca. 3h Arbeit ist auch kein schlechter Preis.
Danach fahren wir ins Stadtzentrum und checken ins Hotel ein und freuen uns erst mal auf eine Dusche. Abends gehen wir ins Institut français. Dort gibt es ein gutes Restaurant. Robert isst einen Rinderfiletspieß und ich einen Burger.
Anschließend nehmen wir noch ein Drink in einem Pub, das von einer Französin geleitet wird. Sie erzählt uns über ihr Leben hier und dass sie eigentlich keine Lust mehr hat, denn man muss ständig hier und da jemanden bezahlen bzw. bestechen, damit nichts passiert. Es funktioniert nur so. Darauf hat sie keine Lust mehr. Gut verständlich…
Zurück im Hotel legen wir uns schlafen. Ohne Klimaanlage zu schlafen unmöglich, mit Klimaanlage ist es laut, da diese schon etwas in die Jahre gekommen ist. Wir schlafen trotzdem relativ gut.
Am nächsten Morgen frühstücken wir zur Abwechslung mal woanders. Wir wählen das Café de Rome mit schönem Innenhof. Zuerst wollen wir auf die Terrasse, entscheiden uns aber auf Grund der schwülen Hitze bereits um 10h auf den klimatisierten Innenhof. Danach laufen wir Richtung Museum Théodore Monod. Laut unserem Führer das wichtigste Museum Westafrikas. Nur das Erdgeschoss ist geöffnet und es sind vor allem zahlreiche Masken aus verschieden Ländern ausgestellt. Interessant, aber für das angeblich wichtigste Museum Westafrikas doch eher überschaubar.

Museum
Dann laufen wir weiter Richtung Präsidentenpalast, den wir überraschenderweise fotografieren dürfen, und danach zum Place de l’indépendance. Hier ist viel los, aber die Parkanlage hat schon bessere Zeiten gesehen (oder auch nicht?). Weiter geht es Richtung Bahnhof, der leider gerade renoviert wird. Aber man erkennt, dass es ein schönes Bauwerk war bzw. wird.

Bahnhof Dakar
Wir laufen zum Hafen und nehmen die Fähre auf die Ìle de Goree, auch bekannt als die Sklaveninsel. Sie liegt sehr schön, und es ist trotz der Touristen und vielen Händlern ein angenehmer Ort, da kein Verkehr herrscht. Wir erkunden die Insel. Überall Händler, die ihre Kunstwerke verkaufen wollen. Es gäbe sogar ein paar ganz schöne Sachen, aber nach dem hundertsten please come and look for one minute only oder ce n’est pas chèr nervt es.

Gasse auf der Île de Goree

Gebäude auf der Île de Goree
Unterhalb der Kanonen hat einer eine kleine Galerie aufgemacht und bemüht sich sehr, den Menschen etwas zu zeigen und etwas zu schaffen, das die Geschichte der Insel greifbarer macht. Er ist der einzige, der uns nichts andrehen will. Wir laufen weiter zum Sklavenhaus. Interessantes Gebäude – es ist das Haus mit der Tür ohne Wiederkehr. Ebenerdig wurden die Menschen getrennt eingesperrt, bevor sie durch eine Tür Richtung Meer auf ein großes Schiff geschickt und nach Amerika gebracht wurden.

Sklavenhaus
Danach trinken wir noch einen jus de bissau und laufen noch kurz ans andere Ende der Insel, bevor es Retoure Richtung Festland geht.
Am Hafen angekommen wollen wir noch Richtung Medina und große Moschee. Kurz hinter dem Hafengelände wollen zwei Kerle Roberts Handy und Geldbeutel klauen. Sie starten wie alle das Gespräch mit: quelle nationalité ? dann bückt sich einer vor Roberts linken Schuh und zupft ihn am Hosenbein, der andere steckt seine Hand währenddessen in die linke Hosentasche. Robert merkt es sofort, packt die Hand des einen und haut dem anderen auf die Schulter. Weg sind sie, zum Glück ohne Roberts Sachen.
Wir laufen weiter zur Moschee durch das Marktviertel. Autos und Busse quetschen sich durch Menschenmassen, alle wollen irgendwas verkaufen, Marktschreier nutzen Lautsprecher, die alle bis aufs Maximum aufgedreht sind, dazwischen Bettler und falls man keinen Stand hat, werden Kleiderwühltische auf den dreckigen Boden verlagert. Irgendwie beeindruckend, aber auch anstrengend. Dann laufen wir zur Moschee. Die ist ganz nett, rein kann man nicht, aber der Platz davor ist etwas ruhiger.

Große Moschee in Dakar
Der Rückweg zum Hotel wird wieder anstrengend. Die Stadt hat einfach zu viel Verkehr, zu viele Menschen und keine Bürgersteige, bzw. wenn, dann sind diese so zugeparkt, dass man nicht mehr durch kommt.
Mal wieder freuen wir uns auf die Dusche. Auf dem Weg zum Restaurant Chez Loutcha versuchen wieder zwei Typen mit derselben Masche Roberts Handy und Geldbeutel zu ergattern. Aber er reagiert schnell genug, wir kennen das Spiel ja schon. Im Restaurant bestelle ich Maffé, eigentlich nichts anderes als Gulasch und schmeckt sehr gut. Robert isst Fisch mit Hirse, auch sehr lecker. Müde fallen wir ins Bett.